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Der Forschungsansatz: Das liberale Skript unter Druck

Das „liberale Skript“ ist ein Konzept, das für ein Set von Ideen und institutionellen Vorschriften über die Organisation der Gesellschaft steht, basierend auf dem Grundprinzip der individuellen Selbstbestimmung.

Die Grundlage des liberalen Skripts basiert auf impliziten, universellen Grundsätzen wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Fortschritt und Toleranz. Seine Ausprägungen reichen von Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit bis hin zum freien Marktkapitalismus.

Der Begriff „Skript“ leitet sich ursprünglich vom Theatermanuskript ab und steht für „soziale Ordnung“ oder „soziales System“. Als allgemeines Konzept ist es weder geographisch noch kulturell auf den sogenannten „Westen“ beschränkt. Darüber hinaus erlaubt der Begriff, nicht nur liberale, sondern auch konkurrierende Skripte zu bezeichnen. Das ist relevant, da das liberale Skript in Konkurrenz zu alternativen Skripten für die Organisation von Gesellschaft, wie Faschismus, Kommunismus, Autoritarismus oder islamischer Fundamentalismus steht. Durch diese Interaktionen ist das liberale Skript geformt und neu definiert worden.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Welt eine Reihe von politischen Schocks erlebt. Dazu gehörte unter anderem transnationaler Terrorismus, unerwartete rechtspopulistische Wahlerfolge, der Aufstieg religiös-fundamentalistischer Bewegungen der Erfolg des Staatskapitalismus in China und Russlands Krieg gegen die Ukraine.

Nationalstaaten, die sich der liberalen politische und sozialen Ordnung verpflichtet haben, werden international und national herausgefordert. Infolgedessen sehen sich gegenwärtige liberale Gesellschaften mit einem Vertrauensverlust konfrontiert. Dieser Vertrauensverlust stellt die Fähigkeit ihrer zentralen Institutionen in Frage, Lösungen für die Herausforderungen der Gegenwart zu finden, welche im Mittelpunkt der nationalen und internationalen Konflikte des 21. Jahrhunderts stehen.

Erstaunlicherweise passiert dies trotz enormer wirtschaftlicher und sozialer Erfolge des liberalen Ordnungsmodells: von einer sinkenden Zahl an zwischenstaatlichen Kriegen bis zu Wirtschaftswachstum und die Verringerung absoluter Armut an vielen Orten. SCRIPTS wurde gegründet, um dieses Phänomen der zunehmenden Anzahl und Häufigkeit von Anfechtungen des liberalen Skripts zu untersuchen.

Forschungsfragen

1. Inwieweit richten sich aktuelle Herausforderer gegen das liberale Skript?
Sind alternative Konzepte politischer und sozialer Ordnung, die universelle Gültigkeit beanspruchen, auf dem Vormarsch oder handelt es sich um Varianten bestehender liberaler Ideen?

2. Was sind die Ursachen für diese Anfechtungen?
Unter welchen Bedingungen verliert oder gewinnt das liberale Skript an Attraktivität, und was sind die Triebkräfte für den Aufstieg alternativer Skripte? Inwieweit unterscheiden sich die Ursachen der aktuellen Anfechtungen von denen früherer Auseinandersetzungen?

3. Was sind die Folgen der verstärkten Anfechtung des liberalen Skripts?
Welche Auswirkungen hat der mögliche Aufstieg der Alternativen auf Politik, Gesellschaft und Individuen sowie auf die Herausforderungen, denen sich die Welt im 21. Jahrhundert stellen muss?

SCRIPTS Forschungseinheiten (Research Units)

Cluster-Professuren

Mit der Finanzierung durch SCRIPTS wurden vier Professuren eingerichtet, um die Forschungsdisziplinen von SCRIPTS zu stärken – während der Laufzeit des Projekts und darüber hinaus. Jede dieser Cluster-Professuren ergänzt die Expertise der Forschungsleiter:innen („Principal Investigators“) in Forschungsbereichen, die in der internationalen Forschung an Bedeutung gewinnen, wie „Islam in Europa“. Auf diese Weise wird die Verbindung zwischen SCRIPTS und den Partner-Universitäten und -institutionen gestärkt und gleichzeitig die Forschungsthemen von SCRIPTS in der akademischen Wissenschaft verankert.

Junior-Forschungsgruppen

Zwei Junior-Forschungsgruppen („Junior Research Groups“ (JRG)) bei SCRIPTS unterstützen jungen Wissenschaftler:innen dabei, langfristig eine sichere Beschäftigung in der Wissenschaft zu finden. Jede Gruppe wird von einem Postdoktoranden geleitet, der von zwei Doktoranden unterstützt wird.

Theorie-Netzwerk

Das Theorie-Netzwerk („Theory Network“) ist eine bereichsübergreifende Arbeitseinheit, die die vier thematischen Forschungseinheiten miteinander verbindet, um die interdisziplinäre Forschung zu fördern. Es liegt in der Gesamtverantwortung des Theorie-Netzwerks, die Verbindungen zwischen diesen vier Forschungseinheiten zu stärken.

Daten- und Methodikzentrum

SCRIPTS baut als Forschungsverbund auf der systematischen Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen der Sozialwissenschaften, der Regionalstudien und der Geisteswissenschaften auf. Dieser methodologische Pluralismus und die kritische Reflexion über Daten und Methoden ist eine der Besonderheiten und Stärken von SCRIPTS.