Johannes Gerschewski, akademischer Koordinator des SCRIPTS-Theorienetzwerks, wird 2024 ein Fellow des Thomas Mann Hauses in Los Angeles. Er arbeitet an der Schnittstelle von vergleichender Politikwissenschaft und politischer Theorie. Sein neuestes Buch, "The Two Logics of Autocratic Rule", untersucht, welche Bedingungen Autokratien erfüllen müssen, um zu überleben.

In seinem gemeinsamen Projekt mit Pola Lehmann (WZB), "The (Lost) Virtue of Compromise", werden sie den Wert des Kompromisses in demokratischen Gesellschaften untersuchen. Unter dem Thema "Democracy and Vulnerability" werden 2024 dreizehn herausragende Persönlichkeiten an ihrem Projekt arbeiten und im Austausch mit US-Experten und der Öffentlichkeit stehen.

Der (verlorene) Wert des Kompromisses - Kurzbeschreibung

Haben wir den Wert des Kompromisses aus den Augen verloren? Öffentliche Debatten über die Pandemie, Migration oder soziale Ungleichheit sind zunehmend polarisiert und politische Positionen stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die Fähigkeit, in den drängendsten gesellschaftlichen Fragen Kompromisse auszuloten, hat abgenommen. Wir sind der Meinung, dass diese schwindende Kompromissfähigkeit eine der größten Vulnerabilitäten der demokratischen Gesellschaften in Deutschland und den USA darstellt. Politische Präferenzen sind moralisch aufgeladen. Sie werden zunehmend als "richtig" oder "falsch" angesehen und nicht als legitimer Ausdruck politischer Interessen. Dabei ist es eine der größten Stärken der Demokratie, in heterogenen Gesellschaften politische Kompromisse zu schließen. Unser Projekt geht daher der Frage nach, inwieweit sich das weit verbreitete Gefühl, dass der Wert des Kompromisses verloren gegangen sei, empirisch belegen lässt und wie dieser Tendenz entgegengewirkt werden kann.