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Futuring the Liberal Script

"Futuring the Liberal Script" ist eine Gesprächsreihe live aus dem silent green. Forschende des SCRIPTS-Exzellenzclusters und Gäste beleuchten die aktuelle Krise liberaler Gesellschaften und Demokratien aus unterschiedlichen Perspektiven. Das liberale Skript konkurriert zunehmend mit alternativen Skripten und Agenden zur Organisation von Gesellschaften, seien sie nun von autoritären, populistischen, islamischen Fundamentalisten, terroristischen oder technokratischen Autokratien geführt.

Die Frage, ob liberale Demokratien selbstbewusst und flexibel genug sind, um auf die Herausforderungen zu reagieren, die sich durch konträre politische Systeme und alternative Ideen ergeben, ist ein zentrales Thema von akuter politischer und gesellschaftlicher Bedeutung. "Futuring" meint dabei keine Variante des Optimierens, sondern bezieht sich vielmehr auf die Entwicklung einer kritischen und kreativen Haltung als Reaktion auf aktuelle Anfechtungen liberaler Werte und die Erkundung möglicher Zukünfte des liberalen Skripts als "Skript in trouble". Die SCRIPTS-Diskussionen bringen eine Vielzahl von Ansichten, Anliegen und Akteuren zusammen, indem sie Forschungsthemen und aktuelle Diagnosen einer öffentlichen und laufenden Debatte unterziehen.

Auf dieser Seite finden Sie Aufzeichnungen von Futuring The Liberal Script.

#8 Russland und der Westen | 15 November 2023 | Katharina Bluhm, Sabine Fischer & Volker Wieprecht (Moderation)

Der neue illiberale Konservatismus in Russland lässt sich allein mit der allgegenwärtigen Putonologie nicht erklären. Er ist als ideologisches und intellektuelles Gegenprojekt zum Westen über Jahrzehnte lang entstanden. Russland ist nicht Putin, sondern ein von gesellschaftlichen Kräften getragenes, konservativ- repressives System. Seine Ursprünge lassen sich bis in die 1990er Gegenbewegungen zum Liberalismus zurückverfolgen. In der 8. Episode von “Futuring the Liberal Script“ – diskutiert Sabine Fischer mit der Soziologin Katharina Bluhm Thesen aus deren aktuellen Buch „Russland und der Westen. Ideologie, Ökonomie und Politik seit dem Ende der Sowjetunion“ (Matthes & Seitz 2023).

#7 Ukraine – Vom Krieg sprechen | 17 Oktober 2022 | Gwendolyn Sasse, Kateryna Mishchenko & Jens Bisky (Moderation)

Kann man verstehen, was zu einem Krieg führt? Wie erklärt, wie ordnet man Ereignisse, Hintergründe – wie spricht und schreibt man über das Leben im anhaltenden Ausnahmezustand? Politikwissenschaftlerin und Osteuropa-Expertin Gwendolyn Sasse und die ukrainische Schriftstellerin und Verlegerin Kateryna Mishchenko blicken auf politische und gesellschaftliche Dynamiken in der jüngeren Geschichte der Ukraine. Ausgehend von Sasses aktuellem Buch „Der Krieg gegen die Ukraine. Hintergründe, Ereignisse, Folgen” (C.H. Beck 2022), suchen sie nach einer Sprache, in der man über diesen Krieg nachdenken, ihn „erzählen“ kann. Zwischen Literatur und Wissenschaft, analytischer Expertise und künstlerischen Zugängen erweitern sie gängige Wahrnehmungen auf politische Großlagen, Alltagspraktiken und Lebenswelten inmitten des Krieges. Der Journalist Jens Bisky moderiert das Gespräch.

#6 Der Architekt des Islamismus | 12. September 2022 | Gudrun Krämer, Yassin Musharbash & Sonja Zekri (Moderation)

Wenn islamistische Strömungen oft als das radikale Gegenstück zur westlichen Moderne diskutiert werden, so korrigiert Gudrun Krämer in ihrem neuen Buch "Der Architekt des Islamismus - Hasan al-Banna und die Muslimbrüder" diese Einschätzung. 1928 gründete der Arabischlehrer Hasan al-Banna in Ägypten die Muslimbruderschaft, die erste islamistische Bewegung, wie wir sie heute verstehen. Er erklärte dem Kolonialismus, der christlichen Mission und der Verwestlichung den Kampf und verstand sich als antiliberal, antisäkular und antikolonial. Interessanterweise verband Hasan al-Banna Koran, Sunna und islamische Traditionen mit europäischen Ideen der Selbsthilfe und Selbstermächtigung. In der 6. Folge von "Futuring the Liberal Script" diskutieren Gudrun Krämer, Prof. em. für Islamwissenschaften und der Journalist Yassin Musharbash zentrale Thesen des Buches. Das Gespräch wird moderiert von Sonja Zekri.

#5 Verbot & Verzicht | 1. Juni 2022 | Philipp Lepenies, Ulrike Herrmann & Silke Burmester (Moderation)

Verbot und Verzicht spielen eine zentrale Rolle bei einer nachhaltigen sozialen und ökologischen Transformation. Doch was kann uns der Staat vorschreiben, welche Eingriffe in individuelle Freiheiten sind erlaubt/akzeptabel, wenn es etwa um Klimaschutz oder die Bewältigung sozialer Krisen und das Gemeinwohl geht? In den letzten Jahren hat sich eine grundsätzliche, emotional aufgeheizte Abwehrhaltung entwickelt, sobald es um staatliche Regelungen geht, stellt der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies in seinem jüngst erschienenen Buch "Verbot und Verzicht. Politik aus dem Geiste des Unterlassens" (Suhrkamp 2022). Für Lepenies ist dies auch eine Folge eines "Alltagsneoliberalismus", der die Konsumentensouveränität zu einem unveräußerlichen Freiheitsrecht und den Staat zu einem prinzipiellen Gegner verklärt. In der 5. Folge der Reihe "Futuring the Liberal Script" diskutiert Philipp Lepenies mit der Journalistin Ulrike Herrmann, moderiert von Silke Burmester.

#4 Automation and the Future of Work | 18. Oktober 2021 | Aaron Benanav & Rebecca Ritters (Moderation)

Im Zeitalter der digitalen Transformation sagen viele Experten die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch künstliche Intelligenz voraus. Die Gefahr der Arbeitsplatzvernichtung kann für liberale Gesellschaften ein Problem darstellen. Denn nicht zuletzt der Arbeitsplatz ermöglicht individuelle Selbstbestimmung - das Kernversprechen liberaler Gesellschaften. Ein Einkommen ermöglicht es den Menschen, ihre Lebenspläne zu verwirklichen und am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen. Dr. Aaron Benanav, wissenschaftlicher Koordinator der SCRIPTS-Research Group "(Re-)Allocation", widerspricht dieser Automatisierungsthese. Er argumentiert, dass die wahren Ursachen für die Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht in der Automatisierung, sondern im schwachen Wirtschaftswachstum sowie im geringen Produktivitätswachstum zu suchen sind. Doch welche Konsequenzen hat der schwache Wirtschaftsmotor für die Zukunft der Arbeit und der individuellen Selbstbestimmung? Ausgehend von den Ergebnissen seines Buches "Automation and the Future of Work" (Suhrkamp Verlag, 2021) diskutiert Dr. Aaron Benanav mit Prof. Dr. Philipp Staab über diese Fragen.

#3 Sortiermaschine Grenze | 13. September 2021 | Steffen Mau, Nora Bossong & Yara Hoffmann

Grenzen sind machtvolle Sortiermaschinen und nach wie vor entscheiden sie über Fragen der Zugehörigkeit, der Mobilität und Zirkulation. Nicht allein Entgrenzung, sondern zugleich Vergrenzung, der Aufbau digitalisierter Smart Borders, die Ausdehnung von Grenzzonen und der Bau und die Militarisierung von Mauergrenzen gehen mit der Globalisierung einher. Grenzen erfüllen ihre Trennfunktion effektiver und komplexer denn je — im 21. Jahrhundert zudem als globale und hoch diversifizierte Unternehmung. Seine aktuellen Untersuchungen diskutiert der Soziologe Steffen Mau mit der Schriftstellerin Nora Bossong. Moderation: Yara Hoffmann.

#2 Die demokratische Regression | 5. Juli 2021 | Claus Offe, Michael Zürn & Yara Hoffmann (Moderation)

Autoritär-populistische Parteien erstarken vielerorts. Wachsende ökonomische Ungleichheit im Zuge der Globalisierung und kulturell-gesellschaftliche Liberalisierungsprozesse dominieren als Erklärungen die gegenwärtigen Debatten, wenn es um den Aufstieg national-autoritärer Parteien und die weltweite Krise der Demokratie geht. Diese Erklärungen sind aber erstaunlich unpolitisch. „Die demokratische Regression“, so der Befund und Titel des jüngst erschienenen Buchs von Armin Schäfer und Michael Zürn (Suhrkamp Verlag 2021) ist vielmehr Folge einer doppelten Entfremdung – eine Entfremdung der politischen Prozesse von ihrem demokratischen Ideal und der Bevölkerung von den demokratischen Institutionen. Im Gespräch mit dem Politiksoziologen Claus Offe diskutiert Michael Zürn, über die Ursachen der Krise der Demokratie und wie politische Praxis ausgestaltet und Demokratie real verändert und erneuert werden kann, um ihren Rückzugstendenzen entgegen zu wirken.

#1 Freiheitsgrade | 5. Mai 2021 | Christoph Möllers, Jan-Werner Müller & Mariam Lau (Moderation)

Im Zuge neuer Populismen, Erosionen liberaler Werte und politischer Polarisierungen bedarf der Begriff der Freiheit einer theoretischen und praktischen Neubestimmung. Christoph Möllers und der politische Theoretiker Jan-Werner Müller diskutieren über Möllers' Buch "Freiheitsgrade" (Suhrkamp Verlag 2020). Was ist, wenn Freiheit eine permanente politische Aushandlung ist und keine angewandte politische Mechanik liberaler Kernideen? Wie sehen zukunftsfähige und belastbare politische Szenarien für demokratische Gesellschaften aus, wenn Freiheit nicht als unerschütterlicher Kern, sondern als Praxis und ergebnisoffener Prozess eines Liberalismus im Werden begriffen wird?